Solche Irrtümer halten sich hartnäckig, können Unsicherheit verursachen und eure Stillbeziehung gefährden. Aber mit der richtigen Beratung können viele davon aufgeklärt werden.
Gerüchteküche Stillzeit:
„Du musst alle 2h stillen.“
Stillen sollte nach Bedarf erfolgen und nicht nach Uhr. Babys haben individuelle Rhythmen und Bedürfnisse. AUSSER in der Zeit vor dem Milcheinschuss, da sollte man alle 2h anlegen, um die Milchproduktion schnell und effizient anzuregen.
„Wenn dein Baby oft weint, hast du vermutlich nicht genug Milch.“
Babys weinen aus vielen Gründen, nicht nur aus Hunger. Oft sind Schübe, Zähne oder Regulation die Ursache. Stillst du nach Bedarf, hast du genau so viel Milch, wie dein Baby benötigt. Häufiges Anlegen fördert zudem die Milchproduktion.
„Stillen tut weh.“
Schmerzen beim Stillen deuten oft auf eine falsche Anlegetechnik oder ein Problem wie ein zu kurzes Zungenband hin und sollten nicht ignoriert werden. Schmerzen beim Anlegen, kann jedoch in den ersten Tagen normal sein, sollten aber nicht länger als 2-3 sek anhalten.
„Flaschenkinder schlafen besser durch.“
Schlafverhalten hängt nicht von der Ernährung ab, sondern von der Hirnentwicklung und individuellen Phasen.
”Du darfst während der Stillzeit nicht alles essen und trinken.“
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig, aber es gibt kaum Lebensmittel, die strikt vermieden werden müssen. Selbst Alkohol ist während der Stillzeit in Maßen erlaubt.
„Nach 6 Monaten hat Muttermilch keinen Nutzen mehr.“
Muttermilch bleibt auch nach 6 Monaten wertvoll, da sie weiterhin Nährstoffe und Antikörper liefert. Milch sollte im 1 Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle eines Babys sein.
„Stillen schützt sicher vor einer erneuten Schwangerschaft.“
Stillen kann die Fruchtbarkeit reduzieren, ist aber keine verlässliche Verhütungsmethode.
„Du solltest dein Baby im Sommer nach dem Stillen immer mit Wasser oder Tee zufüttern.“
Muttermilch enthält alles, was das Baby an Flüssigkeit braucht – selbst bei heißem Wetter. Erst bei zwei ersetzten Milchmahlzeiten, sollte zusätzlich auf den Wasserkonsum geachtet werden, vorher kann zusätzliches Wasser in größeren Mengen sogar zu einer Wasservergiftung führen.
„Kleine Brüste produzieren weniger Milch.“
Die Größe der Brüste hat nichts mit der Milchproduktion zu tun, da die Milchdrüsen unabhängig von der Brustgröße arbeiten.
„Wenn du krank bist, solltest du nicht stillen.“
In den meisten Fällen ist Stillen während einer Krankheit sicher und hilft sogar, dein Baby durch die enthaltenen Antikörper zu schützen. Es gibt sogar stillfreundliche Antibiotika und Anästhesie (Narkose), welche das Stillen nicht beeinflussen.
„Nachts stillen ist schlecht für die Zähne des Babys.“
Muttermilch allein schädigt die Zähne nicht und ist nicht kariogen. Schlechte Zahnpflege oder andere Faktoren spielen hierbei eine größere Rolle.
„Du musst dein Baby abstillen, wenn du wieder arbeiten gehst.“
Mit etwas Planung kann Stillen auch während der Arbeit | Kita oder anderer Abwesenheit fortgeführt werden.
”Du hast erst nach dem Milcheinschuss Milch.”
Kolostrum wird schon in der Schwangerschaft gebildet und ist nach Geburt direkt abrufbereit. Es reicht deinem Baby bis zum Milcheinschuss vollkommen aus.
”Deine Milch ist zu dünn und reicht deinem Baby nicht aus.”
Muttermilch passt sich immer den Bedürfnissen des Babys an und ist nie zu dünn.
”Dein Baby hat Bauchschmerzen durch deine Ernährung.”
Muttermilch wird aus Blut und nicht aus dem Mageninhalt gebildet.
”Du hast zu wenig Milch, dein Baby will ständig an die Brust.”
Abendliche Clusterphasen sind völlig normal. Babys regulieren sich an der Brust, verarbeiten den Tag, aber bestellen auch größere Milchportionen für den nächsten Tag, wenn sie im Wachstum sind.
”Die Brust ist weich, ich habe keine Milch mehr.”
Wenn sich eure Stillbeziehung eingependelt hat, wird die Brust weicher. Sie produziert nur noch Milch, nach dem Bedarf des Babys – nicht mehr.
”Du verwöhnst dein Baby.”
Babys kann man mit Liebe, Zuneigung und Bedürfnisse stillen NICHT verwöhnen!
”Du bekommst nach dem Stillen Hängebrüste.”
Die Brüste sind erstmal nach dem Abstillen durch das fehlende Fettgewebe kleiner, dies reguliert sich aber wieder. Die Brüste verändern sich jedoch schon während der Schwangerschaft- diese Veränderungen regulieren sich nicht mehr. Die Schwangerschaft beeinflusst also dauerhaft das Gewebe, nicht das Stillen.
”Je mehr du trinkst, desto mehr Milch produzierst du.”
Zu viel Flüssigkeit reduziert sogar die Milchproduktion. Trink nur nach Bedarf, das ist vollkommen ausreichend.
”Sport macht die Muttermilch sauer.”
Die Brust ist kein Ausscheidungsorgan und kann nicht sauer werden.
”Wenn du abpumpst, siehst du, wie viel Milch du hast.”
Du siehst, wie viel Milch du abpumpen kannst, aber nicht, wie viel Milch im Endeffekt in der Brust ist. Keine Pumpe, entleert die Brust so effektiv wie ein Baby.
”Deine Brustwarzen müssen aufs Stillen vorbereitet werden.”
Sie bereiten sich während der Schwangerschaft von ganz alleine darauf vor.
„Saugverwirrung gibt es nicht.”
Alles, woran ein Baby saugen muss (außer die Brust), kann zu einer Saugverwirrung führen.
”Trink Stilltee, damit du mehr Milch produzierst.”
Es wird immer noch empfohlen und schadet auch nicht, aber leider kann man mit keinem “Zusatz” die Milchmenge erhöhen. Hier hilft nur kontinuierliches Anlegen des Babys.